Fledermausjahr
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Wochenstube von Großen Mausohren
Frühling

Im April bilden mehrere Weibchen zusammen Wochenstuben. Dies sind Gruppen von 10 bis 1000 Weibchen, die sich zusammenfinden um gemeinsam ihre Jungen aufzuziehen. Die Zahl der Weibchen ist artspezifisch und schwankt stark. In der Gruppe finden die Jungtiere Schutz und Wärme, wenn ihre Mütter zur Jagd ausfliegen. Von April bis August brauchen Fledermäuse in der Wochenstube absolute Ruhe, da sie sehr empfindlich auf Störungen reagieren!!

Sommer

Im Juni oder Juli bringen die Weibchen in den Wochenstuben innerhalb von wenigen Tagen ihre Jungen zur Welt. Eine Fledermaus bekommt normalerweise ein Junges pro Jahr. Nur bei wenigen Arten, zum Beispiel der Zweifarbfledermaus und auch dem Großen Abendsegler, sind Zwillingsgeburten häufiger. Die Geburt erfolgt meist tagsüber. Die Neugeborenen fallen dabei in die Schwanzflughaut, die die Muttertiere sozusagen wie eine Tasche halten. Die Nabelschnur fungiert zudem noch als Sicherheitsleine. Neugeborene Fledermäuse sind rosa, nackt und fast blind, entwickeln sich aber ziemlich schnell. Schon mit drei bis zehn Tagen öffnen sie ihre Augen, können sehr bald gut klettern und sind mit drei bis vier Wochen flugfähig. Während der Jagd lassen die Muttertiere ihre Jungen normalerweise im Quartier. In besonderen Situationen, zum Beispiel im Fall eines Quartierwechsels können sie sie jedoch auch mitnehmen. Jede Fledermausmutter erkennt ihr eigenes Jungtier an spezifischen Lauten und am Geruch wieder. Mit etwa fünf bis sechs Wochen werden die Jungen entwöhnt.

Herbst

Nach der Auflösung der Wochenstuben im Spätsommer bis Anfang Herbst beginnt die Paarungszeit der Fledermäuse, die teilweise auch während der Zeit des Winterschlafs andauert. Fledermäuse haben keine feste Paarbeziehung. Die Männchen nehmen nicht an der Jungenaufzucht teil. Sie verbringen den Sommer über einzeln oder in Männergruppen abseits der Weibchen. Zur Paarungszeit besetzten die Männchen mancher Arten Reviere und balzen die vorbeikommenden Weibchen an um sie in ihr Balzquartier zu locken. Bei anderen Arten treffen sich Weibchen und Männchen im Herbst oder Winter in ihren Winterschlafquartieren. Manchmal lässt sich auch eine Massenbalz der Männchen beobachten, die sich in Masseneinflügen der Männchen in die Winterquartiere zeigt. Fledermäuse sind ab dem 1. Lebensjahr fortpflanzungsfähig. Nach der Paarung wird das Sperma den Winter über im weiblichen Geschlechtstrakt gespeichert. Der Eisprung findet erst nach dem Winterschlaf statt. Dann erst wird die Eizelle befruchtet und der Embryo reift heran. Der Grund für dieses im Tierreich einmalige Phänomen liegt darin, dass die Jungen so erst in der warmen Jahreszeit geboren werden, wenn die Weibchen genügend Nahrung finden! Die Tragzeit ist nicht genau bekannt, sie liegt aber ungefähr im Bereich zwischen 45 und 70 Tagen.

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Große Mausohren im Winterschlaf
Winter

Die bei uns heimischen Fledermäuse halten Winterschlaf, da sie als Insektenfresser im Winter zu wenig Nahrung finden würden. Nur einige Arten wandern in wärmere Gebiete ab. Vor dem Winterschlaf fressen sich Fledermäuse eine Fettreserve an, ihr Körpergewicht ist im Herbst 20 bis 30 % höher als im Frühjahr. Die Suche nach dem Winterquartier beginnt schon im Spätsommer und dauert bis zum November. Wann sie das Quartier beziehen, hängt von der Außentemperatur ab. Winterquartiere sind zum Beispiel Fels- oder Baumhöhlen. Wichtige Faktoren für ein geeignetes Winterquartier sind Schutz vor Räubern, Dunkelheit, Größe und Länge des Quartiers, sowie eine geeignete Temperatur. Die Temperatur sollte ungefähr bei 5° C liegen, auf keinen Fall darf sie unter 0° sinken. Es muss zwar kalt genug sein, damit die Fledermäuse nicht zwischendurch aufwachen, aber andererseits auch frostgeschützt. Jede Art stellt ihre eigenen Ansprüche an Temperatur und Beschaffung des Quartiers. Während die meisten Fledermäuse unterirdische Räume bevorzugen, die feucht und frostfrei sind, überwintern Abendsegler in Bäumen. Dort können sie ihr eigenes Höhlenklima erzeugen.

Der Winterschlaf dauert nun bis März/ April an. Fledermäuse können ihre Körpertemperatur mithilfe eines inneren Thermostats regulieren. Während des Winterschlafs sinkt sie auf ungefähr 3 bis 5° C herab (bei aktiven Fledermäusen beträgt die Körpertemperatur 40°C). Die Herzfrequenz wird auf 15 bis 20 Schläge pro Minute reduziert und auch die Atemfrequenz sinkt erheblich. Es sind sogar Pausen von bis zu einer Stunde möglich. Schlafende Fledermäuse hängen oft dicht aneinander. All diese Maßnahmen sind enorm wichtig um Energie zu sparen. Während des Winterschlafs kommen immer wieder Wachphasen vor, wenn zum Beispiel die Temperatur im Quartier zu warm oder zu kalt wird und die Fledermäuse ein neues Quartier aufsuchen wollen. Beim Aufwachen durch einen spontanen Weckreiz steigen Herz- und Atemfrequenz schlagartig an und nach etwa 30 bis 60 Minuten wird die normale Körpertemperatur wieder erreicht. Längere Wachphasen sind jedoch schädlich, da dann zu viel Energie verbraucht wird.

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